Samstag, 5. März 2016

Der Besuch der alten Dame

Ich musste vor kurzem das Buch "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt in der Schule lesen. Es handelt sich um eine Tragische Komödie, die als Theaterstück verfasst wurde.

Man ließt also in dem Buch und da steht dann zum Beispiel: Auftritt von rechts. Das macht das Ganze ein wenig anschaulicher und man weiß genau, was passiert. Aber es ist eben auch eine Geschichte, die von außen erzählt wird. Man kann nicht in die Köpfe der Menschen sehen und genau wissen, was zum Beispiel in dem Protagonisten Alfred Ill vor sich geht.

Die Geschichte an sich handelt von dem verarmten Dorf Güllen, das den Besuch der mittlerweile alten Claire Zachanassian erwartet. Claire - früher Klara Wäscher - wohnte als Mädchen in dem Dorf, das sich damals noch selbst bewirtschaftete. Sie ging vor 45 Jahren fort, heiratete sieben Mal und wurde Milliardärin. Die Güllener hoffen jetzt auf eine Spende und schicken Ill vor, der als ehemaliger Liebhaber Klara's eine ordentliche Summe breitschlagen soll.

Gemeinsam besuchen Claire und Ill ihre alten gemeinsamen Lieblingsplätze, an denen sie sich immer niedergelassen hatten um Zigaretten zu rauchen oder Streiche zu spielen.
Dann finden sich alle in dem Wirtshaus / Restaurant wieder und der Bürgermeister, der Lehrer, der Pfarrer und all die anderen Bürger Güllens heißen Claire offiziell willkommen.
Natürlich weiß Claire längst, wie schlecht es um das Dorf steht und warum sich alle so sehr bemühen sie höflich und angemessen willkommen zu heißen. Natürlich hat sie schon mitbekommen, wie verarmt alle sind und bietet Güllen eine Milliarde.

Daraufhin sind alle ziemlich entsetzt, überrascht und erfreut, aber entsetzt. Sie wollen gerade anfangen zu Jubeln, als Claire ihre einzige Bedingung stellt; Alfred Ill's Tod!

Das Buch ist in Akte unterteilt, so wie es im 20. Jahrhundert bei Theaterstücken und Büchern dieser Art üblich war, in diesem Buch gibt es insgesamt drei. Nicht sonderlich viel und das Buch ist auch nicht sonderlich dick.
Aber es geht ja auch nicht um sonderlich viel als um... wie es der Titel ja schon verrät... den Besuch der alten Dame! Im Prinzip ist das dann auch schon alles, worum es geht. Der Titel ist sozusagen eine kurze knappe Inhaltsangabe der Geschichte.
Im ersten Akt wird hauptsächlich Claire's Ankunft und ihre Bedienung gestellt, eigentlich geht es danach erst richtig los. Mit einem kurzen zweiten und einem etwas dickeren dritten Akt, in welchen darüber entschieden werden soll, ob Ill's Tod nun vernünftig und gerecht wäre oder nicht.

In dem Buch kommen wie gesagt nicht viele Gefühle drin vor, ich meine, klar, Ill wird ein wenig panisch angesichts dieser Bedingung und Entsetzten und auch Freude kann man zwischendurch immer mal herausfischen, aber man kennt eben keine Gedanken der Bürger und man weiß nie genau, was wer jetzt vorhat.
Bei anderen Büchern ist das ja meistens so, dass die Protagonistin sich ihren eigenen Teil zu den Gedanken und zukünftigen Handlungen der anderen macht, aber bei diesem Stück ist man eben selbst die Person, die sich ihren Teil denken muss.

Die Geschichte hat also nicht wirklich viele Gefühle, aber es ist eben durch diese Drohung schon ein kleiner Spannungsbogen aufgebaut worden. Ein wenig will man nun auch wirklich wissen, wie es weiter geht, wie sie sich denn nun entscheiden und wie wer handelt, aber es ist nicht so wie in anderen Büchern, die in diesem Jahr oder auch in den letzten zehn Jahren geschrieben wurden, dass man um die Charaktere bangt und hofft.
Wie aber auch schon auf dem Titelbild steht, handelt es sich um eine Tragische Komödie. Folglich ist es schon zwischendurch makaber und unheilbringend, aber gleichzeitig auch wieder lustig - es gibt ein paar Szenen mit schwarzem Humor, der zwar nicht so lustig war, dass ich jetzt lachen musste, aber er hat immerhin dafür gesorgt, dass ich innerlich schmunzeln musste.

Ich persönlich finde solche Bücher, die in Theaterstücken verfasst wurden eigentlich total interessant, auch, weil sie ja meistens aus dem vergangenen Jahrhundert stammen und deutlich wird, wie es damals so zuging. Zugleich finde ich diese Regieanweisungen in Kursiv immer nervig und irritierend. Sie gehören eigentlich nicht zur Geschichte, aber man kann sie auch nicht überspringen, weil man sonst das Geschehen nicht mehr mitverfolgen kann...
Dazu kommt noch, dass dieses Buch eigentlich keine richtige Handlung hatte... also, keine, die ich jetzt für wirklich, wirklich spannend oder ... sagen wir, aufregend halten würde. Natürlich, es passiert was, aber eigentlich geht es nur um eine alte Frau, die Rache will...

Vielleicht merkt ihr schon, dass mir dieses Buch nicht sonderlich zugesagt hat. Vielleicht seht ihr es ja anders? Habt ihr es schon einmal gelesen? Es in der Hand gehalten und kaufen wollen? Es würde mich echt interessieren, was ihr so von dem Stück haltet, denn auch ich bin immer noch ein wenig zwiegespalten...
17.40

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